Umgang mit alkoholabhängigen Mitarbeitenden

Der Arbeitsplatz ist nicht nur ein Raum zum Arbeiten, sondern auch ein Ort der Gemeinschaft und des Vertrauens. Wenn jedoch ein Kollege oder Kollegin mit einer Alkoholabhängigkeit konfrontiert wird, kann dies das gesamte Team stark belasten. Diese Situation führt häufig zu Verunsicherung, einem Gefühl des Misstrauens und zu einem schlechten Bauchgefühl, besonders wenn man den Raum verlässt, in dem eine betroffene Person oftmals ihre Tasche mitnimmt – was oft als Hinweis auf einen bevorstehenden Alkoholmissbrauch interpretiert wird. Doch wie geht man als Team am besten mit einer solchen Situation um?

1. Bewusstsein schaffen

Der erste Schritt im Umgang mit einer alkoholabhängigen Person besteht darin, sich bewusst zu machen, dass Alkoholabhängigkeit eine Krankheit ist. Viele Menschen, die an dieser Krankheit leiden, haben oft ein tiefes Gefühl von Scham oder Angst. Daher ist es wichtig, Mitgefühl und Verständnis zu zeigen und zu erkennen, dass der Kollege nicht absichtlich Probleme verursacht.

2. Offene Kommunikation

Ein offenes und respektvolles Gespräch kann der Schlüssel sein. Es ist sinnvoll, mit der betroffenen Person in einem geschützten Rahmen zu sprechen, wobei das Team jedoch darauf achten sollte, dies mit Sensibilität zu tun. Die Gesprächsführung sollte sich auf Beobachtungen und Empfindungen konzentrieren, ohne Vorwürfe zu machen. Zum Beispiel könnte man sagen: “Mir ist aufgefallen, dass du in letzter Zeit oft abwesend wirkst. Gibt es etwas, über das du sprechen möchtest?”

3. Team-Meeting

Um die Verunsicherung im Team zu reduzieren, sollten regelmäßige Meetings stattfinden, in denen Teammitglieder ihre Gedanken und Gefühle äußern können. Es kann hilfreich sein, externe Unterstützung – etwa durch einen Psychologen oder Coach – hinzuzuziehen, um den Teamgeist zu stärken und die Kommunikationskultur zu fördern.

4. Ressourcen zur Unterstützung anbieten

Es ist wichtig, die betroffene Person über Hilfsangebote zu informieren. Dies könnte die Vermittlung an Beratungsstellen, Selbsthilfegruppen oder auch spezielle Programme zur betrieblichen Gesundheit umfassen. Unterstützen Sie Ihren Kollegen dabei, Hilfe zu suchen, und respektieren Sie seine Entscheidungen.

5. Grenzen setzen

Während Mitgefühl wichtig ist, müssen auch klare Grenzen gesetzt werden. Wenn das Verhalten des Kollegen negative Auswirkungen auf den Arbeitsalltag hat, sollte das Team gemeinsam eine Lösung finden. Es könnte beispielsweise helfen, Aufgaben neu zu verteilen oder temporäre Maßnahmen zu ergreifen, um das Team vor möglichen negativen Auswirkungen zu schützen.

6. Vertrauen wieder aufbauen

Vertrauen wird durch Transparenz und Verantwortlichkeit aufgebaut. Es ist wichtig, die Fortschritte des betroffenen Kollegen zu würdigen, wenn er aktiv an seiner Genesung arbeitet. Dies fördert nicht nur das Vertrauen im Team, sondern zeigt auch, dass Veränderung möglich ist.

7. Eigene Gefühle reflektieren

Die Teammitglieder sollten auch ihre eigenen Gefühle reflektieren und gegebenenfalls Unterstützung suchen, um mit der Belastung umzugehen. Jeder Einzelne kann von der Unterstützung durch einen Coach, Therapeuten oder Kollegen profitieren, um Strategien zu entwickeln, die helfen, die Situation emotional zu bewältigen.

Fazit

Der Umgang mit einem alkoholabhängigen Mitarbeitenden ist eine Herausforderung, die für das gesamte Team belastend sein kann. Durch offene Kommunikation, Empathie und gezielte Unterstützung kann jedoch ein Weg gefunden werden, um sowohl dem Kollegen zu helfen als auch die Teamdynamik zu bewahren. Vertrauen kann wieder aufgebaut werden, wenn die Menschen im Team zusammenstehen und sich gegenseitig unterstützen. So kann aus einer schwierigen Situation eine Chance zur Verbesserung und zum Wachstum werden – sowohl für die betroffene Person als auch für das gesamte Team.

Weiterführende Links:

Anwendungsbereiche, die eine Ansprache von Betroffenen durch Vorgesetzte regeln sowie weitergehende Informationen über Betriebliche Suchtprogramme und Musterbeispiele für weitere Anwendungsbereiche der Betriebs-/Dienstvereinbarungen finden Sie unter www.sucht-am-arbeitsplatz.de

Beratungsstellen und Behandlungseinrichtungen in Ihrer Nähe können Sie über die Online-Suchfunktion der Internetseite www.suchthilfeverzeichnis.de ermitteln, oder bei der DHS nachfragen.

Alle Kontaktadressen zu bundes- oder landesweit tätigen Institutionen, den Landesstellen für Suchtfragen und den Verbänden der freien Wohlfahrtspflege, die Ihnen hierzu Hilfe und Beratung anbieten können, sowie weitere Hintergrundinformationen sowie kostenfreies Informationsmaterialien finden Sie stets aktuell auf der Internetseiten der DHS unter www.dhs.de

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